Die für November hohen Auftriebszahlen von 300 Tieren – 60 Tiere mehr als im Vorjahr- lockten eine große Zahl von interessierter Kundschaft aus Südtirol und darüber hinaus in die Versteigerungshalle nach Bozen…
„Genomische“ Stierzucht
Vor 10 Jahren wurde in der Fleckviehzucht die genomische Zuchtwertschätzung eingeführt und brachte gravierende Änderungen mit sich. Die Sicherheit der Zuchtwerte konnte gesteigert werden und mit dem vermehrten Einsatz von Jungstieren auch das Generationsintervall verringert werden. Dies führt wiederum zu einem deutlichen Anstieg des jährlich zu realisierenden Zuchtfortschrittes. Diesen April kam es mit der Einführung der Single Step Schätzmethode zu einer weiteren Qualitätssteigerung. Für Leistungsmerkmale wie Milch kg, Fett %, Fett kg, Eiweiß % und Eiweiß kg werden Sicherheiten von bis zu 85% erreicht. Dies ist mit der konventionellen Zuchtwertschätzung nur mit Leistungsinformationen von 20 bis 25 Töchtern möglich. In der Praxis bedeutet dies, dass der Stier zu diesem Zeitpunkt bereits 4 -5 Jahre alt ist. Für die reine Stier- Produktion eindeutig zu lang.
900 Tiere untersucht
Um diesen neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, hat sich der Südtiroler Rinderzuchtverband in Absprache mit dem Fleckvieh- Nationalverband Ende 2019 dazu entschieden, vermehrt Jungrinder und Jungkühe zu genotypisieren. In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden über ein EU- Projekt in Südtirol rund 900 Fleckviehtiere einer Genomanalyse unterzogen. Von diesen Kandidatinnen haben sich gut 50 als züchterisch sehr interessant herausgestellt. Diese züchterisch wertvollen Tiere wird der Südtiroler Rinderzuchtverband mit genomischen Jungstieren gezielt anpaaren in der Absicht, Stierkälber zu erzeugen. Diese werden dann nach Fiume Veneto in die Aufzuchtstation des Nationalverbandes gebracht, wo sie einer Eigenleistungsprüfung unterzogen werden. Der Verkauf zu einer ausländischen Station steht immer offen und wird für extrem hoch typisierte Stiere eine Option sein.
Ausgewählte Stierväter
Als Stierväter für die nächsten Monate wurden mit Deluxe, Woward, Epik und IQ Pp die zurzeit Besten und Interessantesten ausgewählt. Diese Stierväter wurden nach den Merkmalen Milch, Inhaltsstoffe, Fitness und genetische Hornlosigkeit ausgewählt. Zudem haben diese Stiere einen sehr hohen Gesamtzuchtwert und eignen sich rein für die Erzeugung von Stieren. Für die allgemeine Besamung sind diese selektierten Vererber nicht geeignet, da sie nach anderen Kriterien ausgewählt werden. Nach der Dezember-Zuchtwertschätzung wird die Liste der Stierväter aktualisiert. Sollte einer der so gezogenen Jungstiere die Eigenleistungsprüfung in Fiume Veneto positiv absolvieren und er nach Gesamtzuchtwert zu den besten Tieren der Population gehören, wird er als genomischer Jungstier in die Besamungsstation Moruzzo gebracht und steht dann den Mitgliedern des Südtiroler Rinderzuchtverbandes für den Besamungseinsatz zur Verfügung. Die Genotypisierung von züchterisch wertvollen Jungrindern und Jungkühen wird kontinuierlich fortgeführt, um auch für den Geburtsjahrgang 2021 und folgenden Jahrgängen potentielle Stiermütter zu ermitteln.